Lebensretta?

oder die Sicht aus ner andren Perspektive

Wie ich die Kavalerie alarmierte

Heute schreibe ick mal einfach eene wichtige Erfahrung uff. Die mir in der Klinik sehr bewegt hat. Es geht wieda um Claudia (the Brain). Meene Gastschreiberin – die hier och ab und an uffm Blogg über ihre Geschichte schreibt. Es ist an nem Freitagabend, einige Zeit nachdem sich unsere Wege in der Klinik getrennt haben. Denke mal so 3 oder 4 Wochen späta. Ick bin schon ne Zeitlang in ner anderen offenen Station. Hier ist es gemütlicher und familärer. Ok et gibt wie immer Elfen und Drachen, wie überall bei de Pflega – aber det muss eben so sein.

Ick bin mit Claudia nur per Handy verbunden, Facebook und Messanger. Mir fällt dat komische Zeug uff, what Claudia so schreibt. Kryptische Zeichen, die keener entziffern kann. Die keenen Sinn ergeben.

Ick mache mir Sorgen. Ick wees dat Claudia alleene zu Hause is. Keener da, der helfen kann. Det macht mir nervös.

Telefonisch oder uff Anfragen bei Facebook reagiert se nich.

Ick telefoniere mit nem guten Bekannten von Claudia, den wir uff der Station vorher kennengelernt haben. Er gibt mir ihre Adresse.

Wir beede sind in Sorge und setzen denn als wir see nich erreichen die Kavalerie in Bewegung. Nachtpflega bei mir uff de Station und er uff seiner Station. Die informieren den Bereitschaftsarzt vom Klinikum. Denn dreh ick fast hohl, weil ick nix erfahre. Mit meenem gestauchten Fuss kann ick ja nu och schlecht latschen. Ick bin in Sorge. Tiegere hin- und her.

Gedanken kreisen. Wie geht et ihr? What is los? Hat se sich what angetan? Plötzlich bin ick in der Rolle des Sorgenden – der uff der anderen Seite. Nich der der sich selbst richtet, sondern der sich sorgt.

Schreibe uffgeregt hin- und her. Alarmiere schliesslich weil keene Nachricht kommt, über jemand sehr Vertrautes die Feuerwehr/den Notruf. Schließlich hat och die Klinik reagiert. Polizei fährt hinne. Eene tonnenschwere Last fällt ab. Claudia is nich alleene und man schaut nach ihr. Völlig fertig geh ick an dem Abend ins Bette.

Ick durfte an diesem Abend erleben, wie it is wenn man sich sehr um jemand sorgt, der sich vielleicht what antun wollte. Die Erfahrung stimmt mich sehr sehr nachdenklich auch in Bezug uff mein bisheriges selbstvernichtendes Verhalten. Daggi

P.S. Und en dicket Dankeschön an alle die mir bei der Aktion geholfen haben.